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Energiedatenerfassung gemäß ISO 50001 kostengünstig und mit geringem Platzbedarf realisieren

Energiemessung in der Maschine

Herausforderung:Ermittlung exakter Energieverbrauchsmesswerte für jede einzelne Fertigungsmaschine sowie zusätzlicher Informationen für die vorbeugende Wartung

Lösung: Digitaler Leistungsschalter NZM von Eaton mit integrierter Energiemessung

Ergebnis: Im Eaton-Werk Schrems kann nun der Energieverbrauch jeder einzelnen Maschine und jedes einzelnen hergestellten Produkts mit sehr hoher Genauigkeit gemessen werden. 

Hintergrund

Heute ist die Frage, wie die CO2-Emissionen reduziert werden können, in aller Munde. Die Steigerung der Energieeffizienz ist zudem schon seit Jahren im Fokus der Politik. Maßnahmen wie eine CO2-Steuer oder ein Energie-Label auch für Maschinen stehen unmittelbar vor der Umsetzung. Damit werden mit dem Energieverbrauch verbundene Abgaben ein immer größerer Kostenfaktor für Unternehmen – in Deutschland zum Beispiel machen staatliche Abgaben bereits mehr als 50 Prozent der Stromkosten aus. Gleichzeitig bieten die Mitgliedsstaaten der EU jedoch länderspezifische Möglichkeiten für Anlagenbetreiber, einen Teil dieser Abgaben zu reduzieren. Dabei wird die Inanspruchnahme bestimmter Erstattungen von der Einführung eines nach ISO 50001 zertifizierten (oder alternativen) Energiemanagement-Systems abhängig gemacht, das unter anderem als zentrales Element die Installation von Mess- oder Zähleinrichtungen erfordert. Empfehlenswert ist dabei, die Energiemessung an der einzelnen Fertigungsmaschine bzw. Produktionsanlage durchzuführen. Denn so lassen sich die Verbräuche innerhalb einer Fabrik genau zurückverfolgen, besonders energie-intensive Anlagenteile können identifiziert und Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz auf Maschinenebene definiert werden.

Die Erfassung der Energieverbräuche für jede einzelne Maschine bietet für den Betreiber zudem den Vorteil, dass er genau die für jede auf der Maschine – und letztendlich im ganzen Werk – produzierte Einheit den Energieverbrauch und damit die Energiekosten ermitteln kann. Das präzisiert nicht nur die Kalkulation, sondern macht es auch erst möglich, einem Fertigprodukt einen Energiewert zuzuordnen. Integrieren Maschinenbauer direkt eine Energiemessung in ihre Anlagen, bieten sie ihren Kunden also einen echten Mehrwert.

Ebenso lohnt sich beim Retrofit vorhandener Anlagen die Ausrüstung mit einer Lösung zur Energiemessung – vor allem, wenn bisher noch keine Möglichkeit zur Erfassung des Wasser-, Druckluft- und vor allem Stromverbrauchs gegeben ist. Auch wenn die Maschine bereits mit klassischen Energiezählern ausgerüstet ist, kann ein Blick auf neue Lösungen wertvoll sein. Das zeigt ein Pilotprojekt, das das Energiemanagementunternehmen Eaton in seinem Werk im österreichischen Schrems realisiert hat. 

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Kontrolle über den Energieverbrauch durch das Energiemanagementsystem im Werk Schrems

Pilotprojekt im Eaton-Werk Schrems

Im Werk Schrems produzieren rund 700 Mitarbeiter jede Stunde 360.000 Einzelteile, die zu Schlüsselkomponenten für Leistungsschalter, Fehlerstromschalter und kundenspezifischen Niederspannungsverteilern montiert werden. Pro Jahr verlassen circa 3 Milliarden Einzelteile in Form von Baugruppen oder Schlüsselkomponenten das Schremser Eaton-Werk. Um auf einer Produktionsfläche von 22.000 Quadratmetern den Überblick über die 170 Produktionsanlagen zu haben, auf denen diese Teile gefertigt werden, setzt das Werk seit rund 10 Jahren auf eine umfangreiche Betriebsdatenerfassung (BDE): „Da unsere Maschinen größtenteils halb- oder vollautomatisch arbeiten, also nicht ständig ein Mitarbeiter vor Ort ist, erlaubt uns die Betriebsdatenerfassung die Überwachung und Kontrolle aller Anlagen,“erklärt Thomas Graf, Werksleiter in Schrems. 

Energiemessung an jeder Maschine

Zu den Prozessdaten, die die Maschinen über das Netzwerk an das BDE-System senden, gehören auch Daten zum Verbrauch von Wasser, Druckluft und Strom. Zur Messung des Stromverbrauchs der einzelnen Maschinen setzte das Werk Schrems bislang auf separate Energiezähler der Genauigkeitsklasse 3. Das heißt, es tritt eine Messungenauigkeit von 3 Prozent für die Leistungsmessung bei Nennstrom auf – und das über den gesamten Messbereich: Bei einem Gerät mit 100 A Nennstrom werden also auch 10 A mit einem Fehler von 3 A gemessen. Doch nicht nur die Messungenauigkeit war ein Nachteil der bisherigen Lösung, sondern auch der damit verbundene hohe Verdrahtungsaufwand. Das zeigt das Beispiel eines Stanz-Biege-Automaten, auf dem unter anderem die Löschkammern für Leistungsschalter gefertigt werden: Da die Hauptschalter der Anlage mit 160 Ampere abgesichert sind, die Energiezähler aber nur mit 80 Ampere, mussten für die Maschine gleich zwei Zähler inklusive Absicherung parallel geschaltet werden. Über eine S0-Schnittstelle übertragen sie ihre Messwerte an die Maschinen-SPS und darüber an das BDE-System.

Der Einbau von zwei Zählern bedeutet nicht nur einen höheren Verdrahtungsaufwand, sondern nimmt auch viel Platz im Schaltschrank ein. Zudem liefern die Messgeräte lediglich einen Wert zu den verbrauchten Kilowattstunden. Mit dem jetzt realisierten Retrofit-Projekt sollten daher zum einen präzisere Messwerte erfasst werden, mit denen eine genauere Kalkulation möglich ist. Gleichzeitig sollten aber auch zusätzliche Informationen erfasst werden, mit denen zum Beispiel im Sinne einer vorausschauenden Wartung Rückschlüsse auf Probleme in der Anlage möglich sind. 

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Separate Energiemessmodule wie im Bild oben können bei Verwendung eines digitalen Schutzschalters wie im Bild unten weggelassen werden. Dadurch werden Kosten und der Platzbedarf im Schaltschrank reduziert.

NZM mit Integrierter Energiemessung

Daher entschied sich Eaton, in Schrems den digitalen Leistungsschalter NZM mit integrierter Energiemessung einzusetzen. Während der aktuell installierte Leistungsschalter Überlast und Kurzschluss über thermomagnetische Auslöseeinheiten detektieren, verfügen die Leistungsschalter NZM der neusten Generation über ein elektronisches Auslösesystem, welches in der Variante PXR25 eine Funktion zur Energiemessung integriert hat. Strom und Spannung lassen sich hierbei mit einer Messgenauigkeit von 0,5 Prozent messen. Damit entsprechen die daraus errechneten Werte für Leistung und Energie der Klasse 1 nach der IEC 61557-12, wie sie laut der Norm auch für Strommessgeräte gilt.

Somit können durch den Austausch des bestehenden NZM-Leistungsschalters durch einen aktuellen Schalter die beiden Stromzähler an der Stanz-Biege-Maschine samt Absicherung komplett entfallen. Das neue Gerät verfügt zudem über eine integrierte Modbus-Schnittstelle, sodass die erfassten Messwerte direkt an die SPS übertragen werden können. 

Vielfacher Nutzen

Die Strommessung über den NZM bietet gleich eine ganze Reihe von Vorteilen: Zum einen wird die Stückliste der für die Anlage benötigten Bauteile deutlich verschlankt. Auch der Verkabelungsaufwand konnte bei dem Pilotprojekt deutlich reduziert werden: Waren bisher zwei Kabel zur S0-Schnittstelle plus die Leitungen der Stromzähler und der zugehörigen Absicherungen zur Realisierung der Strommessung anzuschließen, muss jetzt nur noch die Bus-Verbindung zwischen Modbus-Klemme und NZM realisiert werden – mit einer Leitung.

Auch im Schaltschrank macht sich der Einsatz des NZM mit integrierter Energiemessung positiv bemerkbar: Der Platzbedarf für die separaten Messgeräte entfällt völlig. Und da der NZM der neusten Generation exakt den gleichen Bauraum beansprucht, wie die Vorgänger-Modelle, ist der Austausch sehr einfach zu realisieren. Die Reduzierung des Verkabelungsaufwandes und die Platzersparnis im Schaltschrank sind Argumente, die vor allem bei der Neuausrüstung einer Maschine greifen. Bei einer Neuausrüstung würde sich die Verwendung des NZM mit integrierter Energiemessung direkt in den Gesamtkosten niederschlagen: Bei dem Werk Schrems konnten die Kosten –Gerätekosten plus Lohnkosten – um rund 27 Prozent gesenkt werden.

Vorteile auch für ein Retrofit

Aber mit der Ausrüstung der Maschine mit dem NZM konnte auch ein Mehrwert realisiert werden, der die Lösung für ein Retrofit interessant macht. Der in diesem Fall wichtigste Aspekt ist die deutlich genauere Energiemessung. Damit lässt sich die benötigte Energie pro gefertigter Einheit wesentlich präziser bestimmen und so letztendlich die Endkosten pro Artikel exakter kalkulieren – das kann unter Umständen sogar dazu führen, dass sich so ein Preisvorteil am Markt realisieren lässt. 

Gleichzeitig liefert der NZM weitaus mehr Informationen als ein klassischer Energiezähler. Dazu gehören praktisch alle elektrischen Daten des von ihm geschützten Stromkreises: Neben Strom und Spannung sind das jetzt auch Leistung und Energie und weitere Daten; der Leistungsfaktor Cosinus φ muss nicht mehr errechnet werden, sondern liegt direkt vor. Diese Informationen lassen sich nutzen, um den einwandfreien Betrieb der nachgelagerten Verbraucher und Unterverteilungen im Sinne einer vorausschauenden Wartung zu verifizieren. Dazu muss nur ein elektrischer "Fingerabdruck" der Maschine erstellt, also die elektrischen Werte im Normalbetrieb erfasst werden.  

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Auch in Bestandsmaschinen kann die Energiemessung ohne zusätzlichen Platzbedarf nachgerüstet werden.

Im laufenden Betrieb wird dieser Fingerabdruck dann regelmäßig mit den tatsächlich vom NZM gemessenen Daten abgeglichen. Sobald Anomalien, also Abweichungen vom elektrischen Fingerabdruck, festgestellt werden, lassen sich daraus Erkenntnisse über eine „Alterung“ der Anlage und gegebenenfalls notwendige Wartungsmaßnahmen ableiten.

Sollte es dennoch zu einem Ausfall kommen, bietet der NZM eine Vielzahl von Analysemöglichkeiten, mit denen die Ausfallzeit reduziert werden kann. So liefert der digitale Leistungsschalter Informationen, die den Verantwortlichen einen Überblick verschafft: War ein Kurzschluss oder eine Überlast der Auslösegrund? Welcher maximale Strom ist geflossen? Auch die Daten vor dem Auslösen werden im Schalter gespeichert und sind aus der Ferne abrufbar. Durch die Analyse mit dem NZM können auch Rückschlüsse auf Einflüsse aus dem Versorgungsnetz der Maschine gezogen werden. So lassen sich auch Störungen erkennen, die den gesamten Maschinenpark betreffen, wie zum Beispiel harmonische Oberschwingungen. 

Verbesserung der Anlagenverfügbarkeit

Neben den Vorteilen, die sich aus den Messdaten erzielen lassen, bringt der Leistungsschalter weitere Leistungsmerkmale mit, die zur Verbessrung der Anlagenverfügbarkeit beitragen. Zum Beispiel ermittelt der Schalter jederzeit die verfügbare Restlebensdauer. So kann nach jeder Auslösung, unabhängig ob Überlast oder Kurzschluss, sehr schnell entschieden werden, ob der Schalter weiter in der Anlage verbleiben kann oder ausgetauscht werden muss. Dank dieser Information können Schalter häufig wesentlich länger im Einsatz bleiben, während sie früher oftmals vorsorglich ausgetauscht wurden. 

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Energie- und Leistungsdaten des Schalters können vor Ort und in der Ferne abgerufen werden.
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Auch bei der Planung und Ausführung von Wartungsarbeiten ergeben sich durch Einsatz des NZM vielfältige Vorteile

Einfachere und sicherere Wartung

Die Auslöseelektronik des NZM der neuen Generation macht die Arbeit der Wartungstechniker im Eaton-Werk in Schrems zudem sicherer. Denn jetzt müssen sie den Verteiler für viele Arbeiten gar nicht mehr öffnen: "Über eine USB-Schnittstelleim Verteilergehäuse können wir direkt mit der Auslöseelektronik kommunizieren, ohne die Tür zu öffnen", so Wolfgang Strondl, Bereichsleiter für die Metallteilefertigung im Eaton-Werk Schrems. Über einen Laptop können die Techniker so mit der Software Power Xpert Protection Manager auf einfache Weise auf Informationen des Schaltgeräts zugreifen und Einstellungen vornehmen. Eaton entwickelt zudem den Leistungsschalter NZM dahingehend weiter, dass in Zukunft auch die Schutzfunktionen über die USB-Schnittstelle geprüft werden können. Damit lassen sich dann auch ohne kostspielige, externe Prüfgeräte alle vom Anwender eingestellten Schutzparameter, aber auch die Funktion der internen Wandler sowie die korrekte Verbindung zur Auslöseelektronik testen. Darüber hinaus können beliebige Ströme simuliert sowie die Auslösezeit mit der eingestellten Auslösekurve automatisch verglichen werden. 

Mehrwert für Neuausrüstung und Retrofit

"Unser Pilotprojekt hat gezeigt, dass sich der Einsatz des NZM mit integrierter Energiemessung in vielerlei Hinsicht lohnt", so das Fazit von Wolfgang Strondl. Schon bei einem Retrofit Projekt erhält man nicht nur sehr genaue Messwerte, sondern durch die zusätzlichen Leistungsmerkmale des NZM verbessert sich der Maschinenbetrieb hinsichtlich Wartung und Verfügbarkeit. Bei neuen Maschinenprojekten spielt der NZM mit integrierter Energiemessung seine Vorteile gegenüber einer klassischen Lösung mit Energiezählern voll aus: Nebenden deutlich reduzierten Gesamtkosten bei Beschaffung und Installation, erlaubt die Platzersparnis deutlich kompaktere Maschinen- und Schaltschrank Designs. Thomas Graf: "Dieses Projekt hat uns darin bestärkt, im Werk Schrems in Zukunft neue Maschinen mit dem NZM mit integrierter Energiemessung auszurüsten.“