Im Vorfeld der Markteinführung haben wir gemeinsam mit der Hanseatic Power Solutions GmbH (kurz: HPS) einen Praxistest durchgeführt, um die tatsächlichen Produktivitätsvorteile beim Verdrahtungsprozess zu ermitteln.
HPS plant und fertigt Schalt- und Steuerungsanlagen für die verschiedensten Branchen – von der Industrie über den Gebäudesektor bis zum Marine- und Off-Shore-Bereich. Das Lösungsportfolioreicht dabei von der einfachen Netzersatzsteuerung bis hin zur kompletten elektrischen Ausrüstung für Kraftstationen.
Das norddeutsche Unternehmen mit seinen 85 Mitarbeitern ist weltweit tätig, betreibt auch eine Niederlassung in Abu Dhabi. Bisher setzt das Unternehmen aus dem Eaton-Produktportfolio unter anderem Motorschutzschalter PKZ und PKE mit Schraubklemmen sowie Leistungsschütze DIL A und DIL M mit Schraub- und Federzugklemmen ein. Allein bei der Verdrahtung dieser Schaltgeräte nebst Zubehör müssen bereits vier unterschiedliche Drehmomente berücksichtigt werden
Herr Mähnss, was war für Sie die Motivation, an dem Test teilzunehmen?
Wir setzen Eaton-Geräte seit 2009 ein, anfangs mit der normalen Schraubtechnik, dann teilweise mit Cage-Klemmen, und schließlich mit Push-in Anschlusstechnik. Zunächst hatten wir Push-in Anschlüsse nur bei den Reihenklemmen, dann kamen auch immer mehr Geräte hinzu. Jetzt steht die Umstellung auch bei den Schützen von Eaton an. Der Test bot uns die Möglichkeit vorab herauszufinden, wie viel Zeit wir wirklich mit der Push-in Anschlusstechnik in der Produktion einsparen können.
Ist Zeit für Sie denn ein kritischer Faktor?
Natürlich. Je länger die Mitarbeiter brauchen, eine Schaltanlage zu verdrahten, desto teurer wird es. Je einfacher wir die Verdrahtungsarbeiten für die Mitarbeiter machen, desto schneller können wir die Anlage ausliefern. Jede Minute, jede Stunde kostet Geld.
Was sind für Sie die wichtigsten Ergebnisse des Tests?
Im Vergleich der Push-in Anschlüsse mit Schraubklemmen haben wir eine durchschnittliche Zeiteinsparung von rund 50 Prozent nachweisen können. Überraschend für uns war aber die Zeitersparnis im Vergleich mit den Cage-Klemmen. Denn auch hier kamen wir auf eine große Ersparnis, immerhin von rund 40%.
Das ist tatsächlich viel, Cage-Klemmen gelten ja eigentlich auch schon als effiziente Anschlusstechnik. Wie erklären Sie sich diese Ersparnis?
Die Erklärung ist relativ einfach: Bei der Cage-Klemme wird ein Schlitzschraubendreher benötigt, um den Anschluss zu öffnen. Das heißt, ich habe in der einen Hand den anzuschließenden Leiter, in der anderen das Werkzeug. Mit der Push-in Technik brauche ich kein Werkzeug, ich kann also in der einen Hand gleich mehrere Leiter halten, die ich dann mit der anderen Hand einen nach dem anderen einstecke – das bringt den großen Zeitvorteil.
Was spricht neben dieser Zeitersparnis noch für Push-in Anschlüsse?
Zum einen die höhere Sicherheit bei der Verdrahtung: Gerade beim Anschluss größerer Geräte kann die Notwendigkeit des korrekten Drehmoments bei der Schraubklemme zu einem Problem werden. Denn ist das Drehmoment zu niedrig, kann es schnell im Live-Betrieb zu Bränden kommen. Im Prüffeld fallen diese Fehler wegen des geringen Prüfstroms nicht unbedingt auf, doch wird die Klemme im Betrieb mit vollem Strom belastet, kann sie verschmoren. Die Gefahr besteht bei Push-in Klemmen überhaupt nicht mehr. Auch das Risiko eines zu großen Drehmoments gibt es bei Push-in Anschlüssen nicht mehr, also besteht auch nicht die Gefahr, den Schraubenkopf abzureißen.
Kann man denn sagen, dass die deutlich höhere Effizienz bei der Verdrahtung auch hilfreich im Hinblick auf den Fachkräftemangel ist?
Das ist tatsächlich so. Viel Arbeitsaufwand in unserem Unternehmen verlagert sich im Zuge der Digitalisierung weg von den rein handwerklich geprägten Arbeiten wie dem Verdrahten hin zu neuen Techniken wie der Erstellung des digitalen Zwillings, dem Routen der Kabel via Software und so weiter. Wenn unser gut ausgebildeten Mitarbeiter*innen durch die getestete Push-in Technik weniger Zeit zum Verdrahten der Anlagen benötigen ,können wir entsprechend mehr Zeit in die vorbereitenden Arbeiten investieren, was im Endeffekt wieder steigende Qualität durch bessere Planung bedeutet.
Wenn Sie jetzt alle bisher mit Schraubklemmen ausgerüsteten Geräte durch solche mit Push-in Anschlüssen ersetzen – was ist das für eine Effizienzsteigerung?
Wir setzen ja schon seit längerem die Push-in Technik im Bereich Reihenklemmen und Steuerrelais ein. Im Zusammenspiel mit vorgefertigten Kabelbäumen, die mit Zielbezeichnung beschriftet sind, können wir so bis zu 50 % an Montage und Verdrahtungszeit einsparen.
Wie sieht die Akzeptanz der Push-in Technik in den verschiedenen Branchen aus – gibt es da Vorbehalte?
Nein. Wir setzen Push-in Anschlüsse zum Beispiel auch in der Marinetechnik ein. Von den meisten Firmen und Zertifizierungsinstituten wird die Push-in Technik akzeptiert.
Haben Sie Erfahrungen bezüglich der Rüttelfestigkeit machen können?
Bisher hat sich auch beim Versand unserer Schaltanlagen noch nie etwas bei unseren Push-in Anschlüssen losgerüttelt. Auch wennder Kunde vor der Inbetriebnahme immer alle Verbindungen prüfen sollte, gleich ob Push-in- oder Schraubklemme, ist mit Push-in Klemmen die Gefahr viel geringer, dass sich etwas beim Transport löst.
Sie werden also demnächst komplett auf Push-in umstellen?
Richtig, sobald die Eaton-Geräte mit Push-in Anschlüssen auf dem Markt sind werden wir das umsetzen.